Bildung im Hamsterrad
Essay über Motivation, Intention und Hintergründe einer Fotoserie
Motivation und Bildsprache
Ich habe 14 Jahre lang als freiberuflicher Musiklehrer Kinder und Jugendliche aller Altersklassen unterrichtet. Dabei habe ich immer versucht, für meine Schüler nicht nur ein Musiklehrer zu sein, sondern auch jemand, dem sie vertrauen können und mit dem sie über Dinge reden können, für die sonst vielleicht niemand ein Ohr hatte. Manchmal empfand ich es einfach als wichtiger, mit einem Schüler über seine häuslichen oder schulischen Probleme zu reden, als ihm einen neuen Gitarrengriff beizubringen. In dieser Zeit habe ich unglaublich viel über die Wünsche, Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der Kinder und Jugendlichen gelernt. Dabei fiel mir auf, dass sich einige der Schüler im Laufe der Zeit immer öfter über die steigenden und überhöhten Anforderungen in der Schule beklagten.
Grown Up (3/12) – The Confetti Shooter
Unabhängig hiervon habe ich über die Jahre aufmerksam die Entwicklung im Bereich der universitären Lehre verfolgt. Ich selbst hatte noch das Glück, zu einer Zeit studieren zu dürfen, in der das Ideal der akademischen Freiheit (zumindest in den geisteswissenschaftlichen Studiengängen) einen hohen Stellenwert besaß. Studieren war nicht bloß eine berufliche Qualifizierung, sondern die Zeit einer persönlichen Entwicklung und Entfaltung. Hiervon kann heute größtenteils leider keine Rede mehr sein.
Grown Up (3/12) – The Confetti Shooter
Sowohl die Erfahrungen mit meinen Schülern als auch die Erfahrungsberichte aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis hinsichtlich der heutigen universitären Verhältnisse haben mich motiviert, mich künstlerisch mit der Thematik der verunsicherten und überforderten Heranwachsenden auseinander zu setzen. Dabei ging es mir vor allem um die Visualisierung ihrer Gefühlswelt, die oftmals geprägt ist von Selbstzweifeln bis hin zur Resignation.
Das Thema Party steht in diesem Zusammenhang symbolisch für den Wunsch nach Einfachheit, Unbeschwertheit und Freiheit. Der Titel Grown up – The party is over! ist bewusst plakativ und überspitzt formuliert, um die Intensität der beschriebenen seelischen Gemütszustände auf den Punkt zu bringen.